Dienstag, 9. März 2021

Interview mit Felicitas Geipel

1) Beschreibe dich bitte mit drei Worten?

laut, fröhlich, organisiert 

 2) Wie bist du zu dem gekommen, was du heute machst?

 Ich habe eine sehr abwechslungsreiche berufliche Reise hinter mir. Alles kann ich gar nicht aufzählen. Es gibt fast keinen Job, den ich nicht schon mal gemacht habe. Das beginnt bei einer Ausbildung zur Immobilienkauffrau, geht über zum Postsortierer bis hin zur Selbstständigkeit mit einem eigenen mobilen Büroservice. Letztendlich war es wohl das Schicksal und viele liebe Menschen, die mich zu dem geführt haben, was ich heute machen darf. Alles baut aufeinander auf, jede Erfahrung kann ich nutzen und gebrauchen. Ohne diese, könnte ich meinen Job heute nicht so gut machen.

 3) War es immer dein Ziel auf der Bühne zu stehen oder hattest du einen anderen Berufswunsch?

 Als Kind hatte ich viiiieeele tolle Berufswünsche. Seiltänzerin stand ganz oben auf der Liste. Aber auch Tierärztin oder Polizistin war lange hoch im Kurs. Meine Liebe zur Bühne war aber auch da schon ausgeprägt und ich nutzte jede sich bietende Gelegenheit, in irgendeiner Form auf eben jener zu stehen. Seien es Grundschulklassenprojekte, Krippenspiele (ich war übrigens Josef) oder Gardetanz des Turnvereins. 


 4) Was würdest Du gerade tun, wenn es nicht diese Corona Zeit wäre? 

 Ich wäre im Staatstheater Wiesbaden in verschiedenen Produktionen zu sehen: in 3 MUSKETIERE als Milady de Winter, IM WEIßEN RÖSSL als Rösslwirtin, in KING KONG als Ann Darrow und in JESUS CHRIST SUPERSTAR als Soulgirl. 

 5) Wenn du etwas in der Welt verändern könntest, was wäre das? 

 Es wäre mir ein großes Anliegen, dass die Menschen ehrfurchtsvoller gegenüber unserer wunderschönen Welt wären. Mehr zu schätzen wüssten, wie fantastisch unser Planet ist und dementsprechend bescheidener mit seinen Ressourcen umgehen. Daraus resultieren könnte auch eine andere Eigenwahrnehmung: ICH bin nicht der Mittelpunkt der Welt. Es muss sich nicht alles und jeder nach MIR richten. ICH muss nicht alles haben und machen - etc. - Die Menschen könnten so viel entspannter sein und jeder könnte davon profitieren, sodass wir unter dem Strich alle ein bisschen glücklicher wären.


 6) Auf was bist du besonders stolz?

 Stolz ist für mich nicht das richtige Wort. Dankbar trifft es eher. Ich bin dankbar, all das erleben zu dürfen, was ich erlebe, all die tollen Menschen zu kennen, die mich begleiten und besonders dankbar bin ich, mich als wirklich glücklichen Menschen bezeichnen zu können. Okay, ein bisschen stolz bin ich schon ab und zu. Zum Beispiel, wenn ich irgendwas gebaut habe, eine Lampe oder so, und die dann auch noch funktioniert! Oder, meine erste große Tour mit dem Motorrad durch die französischen Alpen ans Meer und wieder zurück heil überstanden zu haben. Mal gucken, ob das bei der nächsten Tour, voraussichtlich nach Norwegen und Schweden, auch klappt. 

 7) Ist Social Media für dich eher Fluch oder Segen? 

 Mal so und mal so. Auf der einen Seite ist es toll, mit Hilfe dieser Plattformen andere Menschen an meinem künstlerischen (und ab und zu auch einer Prise privatem) Leben teilhaben zu lassen und selbst an anderen Leben zu partizipieren. Auf der anderen Seite habe ich Phasen, in denen ich Social Media Müde bin, mir alles zu viel ist und ich lange Zeit weder selbst was poste, noch überhaupt reinschaue. Das darf aber so sein. Ich möchte mich nicht zum Sklaven der Sozialen Medien machen. Wenn ich etwas mitzuteilen habe mache ich es und freue mich, wenn andere wiederum daran Freude haben. 



 8) Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?

 Ich habe ja zwei Jobs. Den als Darstellerin auf der Bühne und den als diejenige im Bühnenverlag, die anderen dabei hilft, selbst Musicals auf die Bühne zu bringen. Als Darstellerin ist es natürlich, wie bei den meisten anderen wahrscheinlich auch, die Möglichkeit, viele Gesichter zu haben. Fast alle davon völlig abweichend von meinem eigenen. Das macht es unglaublich spannend. Als Verlags-Fee liebe ich es, meine Kunden auf der Reise von der ersten Idee bis zur letztendlichen Aufführung zu begleiten, zu beraten und behilflich zu sein, damit alle Beteiligten ein unvergesslich schönes Projekt erleben.



 9) Welches Theaterstück hast du als erstes gesehen? Und was hat dich daran fasziniert? 

 So ganz genau kann ich mich gar nicht erinnern, was mein erstes Theatererlebnis war. Irgendwas mit einem dicken Ritter - Der kleine dicke Ritter - das könnte es gewesen sein. Für mich war das aber alles real, ich konnte mir gar nicht vorstellen, dass das ja "nur gespielt" war. Es war einfach eine andere parallele Welt, die mich gleich in den Bann gezogen hat. 


 10) Wie lernst du immer wieder so umfangreiche Texte? 

 DAS frage ich mich auch häufig! Bis vor 10-15 Jahren ging das über lesen und lernen ganz gut. Aber mein Hirn wird ja auch langsam älter. Inzwischen bin ich dazu übergegangen, mir meine Texte und die der anderen Figuren, wie ein Hörspiel aufzunehmen. So richtig mit verstellten Stimmen, damit ich auch unterscheiden kann, was ich sage und was die anderen sagen. Das höre ich dann immer und immer wieder, bis es sich ins Hirn gebrannt hat und ich es tatsächlich auswendig kann. Funktioniert toppestens!

 11) Du hast bereits in vielen verschieden Rollen auf der Bühne gestanden. Hast du eine Lieblingsrolle, die du immer wieder spielen würdest?


 Definitiv ja, mehrere...sehr viele sogar! Aber Diana Goodman aus NEXT TO NORMAL - FAST NORMAL und Morticia Addams aus der ADDAMS FAMILY gehören ganz vorne mit dazu. Die beiden sind so unterschiedlich, wie man nur sein kann. Diana ist die lebensechte Rolle, mit der man mitleidet, mitfühlt und mitwahnsinnig wird. Morticia ist die Karikatur einer morbiden, verrückten, humorlosen (und gerade deshalb so komischen) Hausfrau, bei der einfach gar nichts normal ist. Ich liebe diese Kontraste. 

 12) Hast du ein Lebenszitat?

 Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Welt. Die Kunst zu leben ist es, diese in den richtigen Momenten zu verlassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Interview mit Charlotte Elisabeth Schramm

1) Was war das erste Theaterstück, dass Du gesehen hast, wie alt warst Du und was hat Dich daran fasziniert? Das allererste Stück welche...