Donnerstag, 4. März 2021

Interview mit Sophia Julia Schützinger

1) Beschreibe dich bitte mit drei Worten ?

 emotional - crazy - liebend 

 2) Wie bist du zu dem gekommen, was du heute machst? 

 Meine Familie ist schon mit mir ins Theater gegangen, als ich noch ganz klein war:) Irgendwann standen in einer Märchenproduktion auch einige Kinder auf der Bühne und ich konnte einfach nicht verstehen, warum diese auf der Bühne und ich im Publikum sein musste. Daraufhin bin ich in der Pause einfach zu dem Regisseur gelaufen und habe ihn ohne Hemmungen angesprochen, ob ich hier nicht auch mal mitmachen dürfe. Tatsächlich stehe ich seitdem, also circa seit meinem 9. Lebensjahr in ebendiesem Theaterverein auf der Bühne und konnte so erste Erfahrungen für meinen heutigen Beruf sammeln. Ich habe dann auch relativ schnell und früh gemerkt, dass das genau das ist, was ich am liebsten ein Leben lang machen möchte und wenn ich mir einmal etwas in den Kopf gesetzt habe, ist es wirklich unfassbar schwer, mich davon loszubekommen. 

 3) Wie hast du deine Ausbildung erlebt?

 Ich habe schon früh (auch neben dem Theater- und Gesangsunterricht in der Schule oder meinen Ballett- und Tanzkursen) Schauspielunterricht genommen, um mich beispielsweise auch auf das Vorsprechen an Schauspielschulen vorzubereiten. So wurde ich bisher schon von einem Schauspieler des Residenztheaters München, des Burgtheaters Wien und auch des Deutschen Theaters Berlin unterrichtet oder gecoacht. Dadurch habe ich viel über diesen Beruf und den Alltag der SchauspielerInnen gelernt und konnte das dann unter anderem im Jungen Resi des Residenztheaters, in dem ich um die 3 Jahre fest im Ensemble der intergroup war oder eben auch bei neuen Produktionen im Gärtnerplatztheater oder an der Staatsoper, sowie vor der Kamera anwenden. Gerade bin ich im letzten Jahr meines Studiums der Theaterwissenschaften und Pädagogik und möchte mich dann hoffentlich voll und ganz auf ein Schauspielstudium konzentrieren. 

 4) Was würdest Du gerade tun, wenn es nicht diese Corona Zeit wäre? 

 Eigentlich würde ich gerade in der Bayerischen Staatsoper in München oder im Burgtheater in Wien in einer Produktion mit auf der Bühne stehen, aber das wird natürlich so bald wie möglich nachgeholt! Außerdem würde ich versuchen meine Familie und FreundInnen alle endlich wiederzusehen und natürlich noch mehr Auditions mitzumachen, was momentan leider wirklich etwas komplizierter ist...

 5) Wo siehst du dich in 5 Jahren ? 

 In 5 Jahren schließe ich hoffentlich mein Schauspielstudium (so gut wie) ab und kann dann an einem Theater in einem eigenen Ensemble arbeiten. Mein Wunsch ist es, fest an ein Haus zu kommen und mich dort auch in den unterschiedlichsten Rollen ausprobieren zu können... Außerdem möchte ich noch mehr von dieser Welt sehen. An bisher unentdeckte Orte reisen, neue Dinge fühlen, riechen und schmecken und meine Seele mit Glücksmomenten füllen, an die ich mich noch ein Leben lang erinnern kann. 

 6) Auf was bist du besonders stolz?

 Auf meine Familie und meine FreundInnen. Ich ertappe mich immer wieder selbst dabei wie ich mich manchmal über sie definiere, weil ich einfach vor Stolz zu platzen scheine. Meine Familie bedeutet mir wirklich alles und steht auch immer hinter mir. Das ist ein überaus beruhigendes und angenehmes Gefühl. Außerdem darauf, dass mir mein Regisseur Johannes Erath, die Chance gegeben hat, in meiner ersten Hauptrolle an der Staatsoper über mich hinauszuwachsen und dadurch zu erkennen, was im Leben eigentlich möglich ist und was ich will. 

 7) Ist Social Media für dich eher Fluch oder Segen? 

 Ich muss gestehen, in gewisser Hinsicht beides. Natürlich ist Social Media ein unglaublicher Zeitfresser, weshalb ich mein Handy auch mal ganz ausschalte, sobald ich mich wirklich konzentrieren muss. Aber an sich ist es doch schön, sich eine eigene Community aufbauen zu können, mit der man sein Leben teilen kann und durch die man auch hin und wieder vielleicht an ein Engagement oder ein Casting kommt und immer wieder neue Leute kennenlernen kann. Das ist für mich definitiv ein Vorteil und ich bin dankbar für diese Möglichkeiten. 


 8) Was macht dir an deinem Job am meisten Spaß?

 Die Momente, in denen mein Herz ganz laut schlägt. Die Momente, in denen das Adrenalin in unfassbarer Geschwindigkeit durch meine Adern fließt. Das Scheinwerferlicht und das Lampenfieber. Das Schlüpfen in die unterschiedlichsten Rollen. Das Nicht-Ich-Selbst-Und-Doch-Ich-Selbst-Sein. Und dann die Verbindung zu meinen KollegInnen und zum Publikum, ohne die mir mein Beruf bestimmt nur halb so viel Spaß machen würde.

 9) Welchen Beruf haben sich deine Eltern für dich gewünscht? 

 Meine Eltern wollten und wollen immer, dass ich das mache, was mich glücklich macht. Deshalb unterstützen sie mich auch, wo es nur geht. Tatsächlich wollte mein Vater aber auch immer gerne, dass ich einmal Ärztin (am liebsten Tierärztin) und das auch noch am besten mit einer eigenen Praxis, werde... 

 10) Was würdest du jemanden raten, der Schauspieler/in werden möchte? 

Eine gute Entscheidung oder lieber nochmals durchdenken? Mein Schauspiellehrer hat mir immer wieder gesagt, ich muss es wirklich zu 200% wollen. Ein Hinundhergerissensein oder nur 90% reichen nicht. Wenn dem so ist, mach das, was deine Alternative ist. Wenn es für dich aber nichts anderes im Leben gibt, wenn es das ist, was dich wirklich glücklich macht, dann mach es. Aber mit allem was du hast und wer du bist. 


 11) Welche Rolle die Du bis jetzt gespielt hast, ist deine Lieblings Rolle gewesen und warum? 

 Definitiv die Amalia in 'i masnadieri' von Giuseppe Verdi an der Bayerischen Staatsoper in München. Diese Rolle, bzw. generell 'Die Räuber' von Friedrich Schiller begleiten mich nämlich tatsächlich schon ein Leben lang. Ich habe 'Die Räuber' am Resi um die 14 mal gesehen und konnte den gesamten Text schon nach ein paar Mal komplett auswendig. Grundsätzlich lerne ich nämlich auditiv, was mir hier einen kleinen Vorteil verschafft hat. Die Amalia ist für mich der Inbegriff einer unfassbar liebenden und loyalen Frau, welche aber auch nicht von physischen Begierden verschont bleibt und mit ihrer Rolle kontrastierend ebenso für die Frauen aufsteht. Sie zeichnet sich durch ihre Treue, ihre Solidarität und große Liebe zu ihrem Karl aus und bleibt nicht nur diesem, sondern schlussendlich auch sich selbst immer treu, was ich wahnsinnig inspirierend finde. Mit der Rolle der Amalia konnte und durfte ich unglaublich viel von mir selbst, aber auch ihre Emotionen und ihre Geschichte auf eine so schöne Bühne bringen. Ich habe gelernt meinen Horizont zu erweitern und mich selbst auf der Bühne zu verlieren, um mich dann jedes Mal ein kleines Stückchen mehr finden zu können. Das ist ein Geschenk. 


 12) Wenn du etwas in der Welt verändern könntest, was wäre das?

 Hass und Armut. Es bricht mir das Herz, wenn ich daran denke, wie viel Hass und Armut in dieser Welt herrschen. Kein Kind sollte hungern müssen oder sich vor Bomben verstecken und um Mutter oder Vater weinen. Wenn ich könnte, würde ich all den Hass in Liebe verwandeln. Denn mit Liebe lässt sich so viel mehr erreichen. Liebe ist für mich der Sinn und irgendwie auch die Grundlage des Lebens. 

 13) Hast du ein Lebenszitat?

 "Es geht nicht weiter als zum Horizont, also muss ich meinen Horizont erweitern..." (aus "Bonnie" von meiner Lieblingsband Kollektiv22)

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